Bild: Microsoft
Zu langsam, zu aufgeblasen, zu unsicher. Der Internet Explorer von Microsoft musste in den letzten Jahren – oft zurecht – krasse Kritik einstecken. Weil auch Updates und Weiterentwicklungen wenig am angekratzten Image des Internet Explorers ändern konnten, beendete Microsoft mit dem neuen Betriebssystem Windows 10 das Kapitel IE und hat einen brandneuen Browser gebaut: Edge ist der neue Standardbrowser für Windows 10 aus dem Hause Microsoft. Der IE-Nachfolger soll besser, schneller, schöner und effizienter sein als der alte Internet Explorer – und als alle aktuellen Browser der Konkurrenz. Mit dem für August angekündigten „Anniversary Update“ soll Edge noch einige zusätzliche Funktionen und Features bekommen. Grund genug, Microsofts neuen Browser einmal intensiver unter die Lupe zu nehmen. Was kann Edge?
Grundsätzliches: Technik, Sicherheit, Geschwindigkeit, Benutzerfreundlichkeit
Technisch ist Edge auf dem neuesten Stand: Der Browser unterstützt HTML5 sowie alle andere aktuellen Webstandards. Auch bei der Sicherheit hat Microsoft nachgebessert: So soll etwa der neue “Smart-Screen-Filter” beim Surfen vor Schadsoftware schützen. In Sachen Geschwindigkeit kann Microsofts neuer Browser zwar besser abschneiden als sein Vorgänger IE, doch im Leistungstest von chip.de liegt auch weiterhin Chrome fast überall vorne. Immerhin: Edge schlägt Firefox in drei von fünf Kategorien. Fortschritte gegenüber dem IE lassen sich auch bei der Benutzerfreundlichkeit erkennen: Der neue Browser von Microsoft ist deutlich schlanker und aufgeräumter, das wirkt modern und schick.
Kampf um die Browser-Effizient: Edge vs. Opera
Mit einem ziemlich simplen Experiment hat Microsoft vorigen Monat die Konkurrenz gehörig unter Druck gesetzt: Auf vier verschiedenen Surface Books spielen vier verschiedene Browser ein Video ab. Während Chrome, Firefox und Opera der Reihe nach der Saft ausgeht, spielt Edge das Video ganz locker über 7 Stunden lang ab. Microsoft kürte seinen IE-Nachfolger mit dem kurzen Video so zum Effizienz-Weltmeister unter den Browsern. Inzwischen werden Benutzer von Windows 10 auch mit kleinen Warnhinweisen darauf hingewiesen, zum stromsparenderen Browser Edge zu wechseln.
Bei Microsoft hat man sich einige Tricks einfallen lassen, um den neuen Browser perfekt an Windows 10 anzupassen: Rechenintensive Prozesse werden zum Beispiel an die Grafikkarte ausgelagert während die CPU selbst immer möglichst gering belastet wird. Die Opera-Entwickler wollten das Microsoft-Ergebnis natürlich nicht auf sich sitzen lassen: In einem Artikel auf dem firmeneigenen Blog zeigten sie, dass Opera mit aktiviertem Energiesparmodus noch weniger Strom verbraucht als Edge. Das letzte Wort ist im Schlagabtausch um den effizientesten Browser also auf jeden Fall noch nicht gesprochen.
Microsoft im Vorteil: Hochauflösende Videos gibt’s nur mit Edge
Nicht nur in Sachen Laufzeit hat Edge laut Microsoft die Nase vorne: Laut dem Netflix Help Center können lediglich der Internet Explorer und Edge HTML5 optimal ausnutzen und deshalb Videos in Full HD abspielen. Firefox, Chrome und Opera schaffen lediglich normales HD. Edge ist außerdem mit einer weiteren praktischen Mutimedia-Funktion ausgestattet: Videos aus dem Internet, Musik und Bilder können dank Miracast direkt vom Browser auf den Fernseher übertragen werden. Kleiner Wermutstropfen: Bei geschützten Inhalten wie Netflix-Videos ist eine solche Übertragung auf den TV nicht möglich.
Erweiterungen für Edge? Tote Hose!
Kommen wir zum wohl größten Nachteil von Edge: Aktuell gibt es für den Browsers keine Erweiterungen wie sie bei Google Chrome und Firefox Standard sind. Damit fehlen dem Nutzer eine Vielzahl an praktischen Extensions und Add-Ons, die das Surfen im Internet bequemer und sicherer machen können. Im Moment gibt es nur einige wenige Erweiterungen, die Microsoft in Kooperation mit seinen Partnern entwickelt hat. So hat zum Beispiel Amazons vergangene Woche eine Erweiterung vorgestellt, mit der man noch schneller und einfacher auf Amazon shoppen kann. Auch einen ersten Adblocker, der Werbung durch Katzenbilder ersetzt, gibt es bereits. Die aktuell verfügbaren Erweiterungen funktionieren jedoch nur unter Vorab-Versionen des Browsers. Wer die normale Version nutzt, muss bis zum 2. August warten: Dann erscheint mit dem “Anniversary Update” auch eine Aktualisierung für Edge. Wie viele Erweiterungen dann jedoch auch wirklich zur Verfügung stehen, ist aktuell noch unklar.
Vier kluge kleine Zusatzfunktionen von Edge
Sehr positiv fallen eine Handvoll nützlicher Features auf. Mit diesen vier kleinen Funktionen kann Edge wirklich punkten:
- Personalisierbare Startseite: Die neue Startseite kann nach eigenen Wünschen gestaltet werden. Hier kann man sich einen Überblick über häufig besuchte Seiten ebenso anzeigen lassen wie Nachrichten, das Wetter oder Sportergebnisse.
- Notizfunktion: Mit dieser Funktion lassen sich Webseiten mit eigenen Notizen und Kommentaren versehen. Anschließend kann man die Webseite dann als PDF-Dokument an Kollegen oder Freunde verschicken.
- Lesemodus: Wem eine Internetseite zu unübersichtlich ist, der kann mit einem Mausklick in den Lesemodus wechseln. Werbung und andere störende Elemente werden hier ausgeblendet, außerdem ist die Schrift größer.
- Leseliste: Die ideale Funktion für alle, die im Netz unterwegs sind und sich Webseiten für später merken wollen. Auf der Leseliste landen alle Seiten, die man im Moment nur schnell überfliegt, die man aber in einem ruhigen Moment vollständig lesen möchte. Sehr praktisch!
Fazit: Warten auf das große Update
Das frische Design und die vielen kleinen Zusatzfunktionen machen Edge zu einem sehr modernen Browser. Auch was Effizienz und Geschwindigkeit angeht, kann der IE-Nachfolger mit der Konkurrenz durchaus mithalten. Allerdings leidet Edge noch unter einigen Problemen und so mancher Sicherheitslücke. Auch das Fehlen von Erweiterungen ist ein großer Schwachpunkt. Der Browser hinterlässt in Tests deshalb aktuell einen gemischten Eindruck. Wenn es Microsoft mit dem “Anniversary” Update (2. August) gelingt, in Sachen Sicherheit und Erweiterungen nachzubessern, kann Edge tatsächlich zu einem ernstzunehmenden Herausforderer für Chrome und Firefox werden.
Schlechte Nachrichten gibt es für alle Nutzer von Windows 7 und 8: Edge ist ausschließlich mit dem neuen Windows 10 erhältlich, auf das Sie aber noch bis 29. Juli kostenlos wechseln können. Für alle Wechselwilligen bietet Expertiger jetzt einen exklusiven Wechsel-Service an und hilft Ihnen beim reibungslosen Umstieg auf das neue Betriebssystem.
[…] Auch für uns war es der größte Nachteil von Edge: Bisher gab es für den neuen Browser von Microsoft so gut wie keine Erweiterungen. Die wenigen Extensions, die es gab, waren ziemlich umständlich zu installieren. Auch das ändert sich mit dem Anniversary Update: Erweiterungen für Edge können jetzt ähnlich simpel wie bei den Browser-Konkurrenten Firefox und Chrome hinzugefügt und entfernt werden. Microsoft hofft nun, dass sich – ähnlich wie bei Chrome und Firefox – eine aktive Programmierer-Szene entwickelt, die fleißig neue Erweiterungen für Edge schreibt. Sollten in den nächsten Monaten tatsächlich viele Extensions für den neuen Browser erscheinen, könnte das durchaus den einen oder anderen zum Umstieg auf Edge bewegen. […]